Großübung am Pockinger Baggersee
Am 18. September führten über 150 ehrenamtlichen Mitgliedern des BRK eine großangelegte Übung am Pockinger Baggersee durch. Ein fiktives Szenario bot die Möglichkeiten die Einsatzabläufe bei einer Wasserrettungsaktion auf die Probe zu stellen.
Bereits beim betreten des Geländes konnte man spüren, dass hier bald etwas Besonderes stattfinden wird. Eine große Gruppe Mitglieder der Wasserwacht hält eine Besprechung ab, auf der Wiese werden von den Bereitschaften die Betreuungs- und Verpflegungszelte aufgestellt, Stromaggregat und Lichter werden angeschlossen. Es rücken mehrere Einheiten an: Feuerwehr, Land- und Wasserrettungsdienst, Katastrophenschutz. Überall sieht man Leute, die konzentriert und routiniert ihren Aufgaben nachgehen. Anspannung liegt in der Luft…
So real wie möglich führten am Samstagabend über 100 ehrenamtliche Einsatzkräfte der BRK-Bereitschaften und der Wasserwacht eine gemeinsame Übung in Pocking durch. Gegen 19 Uhr geht bei der ILS Passau eine Meldung über einen Unfall mit einem Partyfloß in fließenden Gewässern ein. Vermutet werden mehrere verletzte sowie vermisste Personen. Ab diesem Moment ist das Szenario für die Teilnehmer keine Fiktion mehr, sondern Realität.
Bei der Ankunft an einem Unfallort gilt es, für die Ersteintreffenden Einsatzkräfte sich einen Überblick über das Szenario zu verschaffen. Mehrere Schnelleinsatzgruppen der Wasseracht eilen zur Unglücksstelle. Im Schein, der durch die Schnelleinsatzgruppe Logistik und Technik, aufgebauten Einsatzstellenbeleuchtung werden die ersten Details des Unfallorts sichtbar. Ein Partyfloß mit etwa 25 Personen brach mitten im See auseinander. Einige Personen befinden sich im Wasser, anderen konnten die naheliegenden Schwimminseln erreichen. Jetzt zählt jede Minute. Die Wassertemperatur beträgt nur um die 15 Grad und es besteht somit reale Gefahr für Leben und Gesundheit der Verunglückten. Die ersten Informationen zur Lageeinschätzung werden nun mit den Bildern aus der Luft konkretisiert. Binnen weniger Minuten stiegen die Drohen der Einsatzkräfte in der Luft. Sie leiten die Bilder ihrer Infrarotkameras direkt zur Einsatzleitung. Dort laufen ab sofort sämtliche Informationen von den einzelnen Einsatzabschnitten zusammen. Bei einer großangelegten Rettungsaktion müssen die Daten zentral gesammelt werden um den Einsatz von Hilfskräften effizient und zielführend zu koordinieren.
Die ersten geretteten werden durch die Einsatzkräfte der Wasserwacht an das Ufer gebracht. Ihr Gesundheitszustand wird sofort durch den Abschnittsleiter Schaden beurteilt. Ab hier übernimmt der Landrettungsdienst. Im hell erleuchteten Behandlungszelt werden die Verletzten von den Sanitätern der Schnelleinsatzgruppe Behandlung versorgt. Die ersten Informationen zum Gesundheitszustand haben sie von Wasserrettern bei der Übergabe am Ufer erhalten. Jetzt gilt es diese Angaben zu überprüfen und zu handeln. Einige Unfallopfer sind unverletzt. Sie werden in der durch die Schnelleinsatzgruppe Betreuung aufgebauten Betreuungsstelle untergebracht. Unabhängig von der Verletzung müssen die Beteiligten unter Beobachtung der Einsatzkräfte bleiben, denn der Gesundheitszustand kann sich jederzeit ändern. Die Verletzten wurden professionell und äußerst realitätsnah durch das Team der Notfalldarstellung geschminkt und in die jeweilige Rolle eingewiesen. Die Einsatzkräfte werden mit unberechenbaren emotionalen Ausbrüchen und impulsive Handlungen konfrontiert. Die Aufgabe hier ist einfühlsam aber bestimmt die Situation zu deeskalieren.
Alle Geretteten werden mit dem Programm Lumis elektronisch registriert. In einer Katastrophenlage kann die Infrastruktur inkl. Telefonnetz zerstört sein. Der Informationsaustausch z.B. zu vermissten oder gefunden Personen würde in diesem Fall mit einer zeitlichen Verzögerung erfolgen. Hier werden die Informationen dank eines lokalen W-LAN Spots in Echtzeit an die Einsatzleitung verschickt. Anhand dieser Daten kann die UG-SanEL den Weitertransport planen, Unterstützung nachfordern und die Kommunikation mit der ILS durchführen.
Es wird immer dunkler. Die Temperaturen sinken. Gefühlt im Minutentakt kommen die Boote der Wasserwacht mit den Verletzten und Betroffenen am Ufer an. Die ersten Rettungswagen bringen die Patienten mit Blaulicht ins Krankenhaus. Die Suche nach den Verletzten und Vermissten begrenzt sich nicht nur auf das Wasser. Einige junge Leute konnten sich scheinbar selbst ans Ufer retten. Nicht jeder hat aber genug Kraft um auf sich aufmerksam zu machen. Die Wasserretter müssen diese Verletzten finden und die Erstversorgung durchführen.
Man könnte denken, dass die Einsatzkräfte sich untereinander ohne Worte verstehen. Ihr Tun und Handeln scheint absolut intuitiv und situationsbezogen zu sein. Doch dieser Eindruckt täuscht. Was man hier sieht ist das Ergebnis von Aus- und Weiterbildung, von stundenlangem Training und stetig perfektionierten Einsatzplänen. Solche Gemeinschaftsübergreifenden Übungen bieten die Möglichkeit, die Funktionalität der Technik zu prüfen und die Teamarbeit zu stärken.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dieses Mal den 16 Wasserretteranwärtern der Kreiswasserwacht Passau und ihren Ausbildern. Diese jungen Frauen und Männer absolvierten im Rahmen dieser Übung die Abschlussübung ihres Lehrgangs. Unter der Aufsicht ihrer Ausbilder nutzen die Anwärter die Möglichkeit, von ihnen erworbenes Wissen und Können noch mal vor der finalen Abschlussprüfung auf die Probe zu stellen.
Es ist 21:30 Uhr. Per Funk kommt die Meldung der Einsatzleitung, dass die letzte vermisste Person abschließend versorgt wurde. Die Übung wird für beendet erklärt.
Bei einer kurzen Nachbesprechung wurden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst: Die Übung wurde hervorragend durchgeführt. Die Koordination zwischen verschieden Einheiten hat perfekt funktioniert. Die Zusammenarbeit erweist sich erneut als Schlüssel zur Bewältigung schwierigster Aufgaben!
Wir gratulieren unseren 16 neuen Wasserrettern zur erfolgreich bestandenen Prüfung!
Bei der Übung waren folgende Einheiten anwesend:
Wasserwachtschnelleinsatzgruppe Bad Griesbach
Wasserwachtschnelleinsatzgruppe Passau Hals
Wasserwachtschnelleinsatzgruppe Pocking
Ausbilderteam Wasserretter
Sanitätseinsatzleitung (=OrgL und LNA) OrgL=Organisatorischer Leiter, LNA=Leitender Notarzt
ELRD (Abschnittsleiter Schaden)
UG-SanEL (Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung)
SEG Behandlung (Schnelleinsatzgruppe)
SEG Betreuung (Tittling und Ruhstorf)
SEG Logistik und Technik (Hauzenberg)
Unterstützungsgruppen Rettungsdienst Ruhstorf, Bad Griesbach und Tiefenbach
Team realistische Notfalldarstellung
Die Übung fand unter Einhaltung der 3G-Regeln statt.
(Text und Fotos N.B./BRK KV Passau)